Vater Mutter Geisterbahn
Von Martin Heckmanns
Gostner Hoftheater Nürnberg
September 2012

Regie: Maya Fanke
Bühne/ Kostüme: Wolfgang Menardi
Dramaturgie: Gisela Hoffmann

„Friedhof der Kuscheltiere – hübsch hässlich: „Vater Mutter Geisterbahn“ im Gostner.
(…)Die Handlung schreitet episodenhaft im Zeitraffer fort, bis der ausgewachsene Sohn flügge wird. Dabei hat die Regie von Maya Fanke der dramatischen Vorlage gutgetan. (…) Fanke und ihr Team geben der Groteske den nötigen Schuss Ernsthaftigkeit und Bitternis. Irgendwann nämlich werden die Stofftiermyriaden und die Schlummermelodien aus dem Off unerträglich bedrohlich. Schlimmer als die Realität ist eben nur noch das vorgegaukelte Idyll.“
Nürnberger Abend Zeitung

„Kleine Kinder sind ja nicht blöd. „Seit meiner Geburt versuchen meine Eltern mich zu erziehen“, sagt Otto mit zwei. „Ich mag mich nicht“, teilt der im blau weißen Strick-Body herumkugelnde Kuscheltierbesitzer (hervorragend: Thomas Witte) auf der Kinderzimmerbühne des Gostner Hoftheaters mit. Wenn er denn mal zu Wort kommt zwischen seinen Eltern, die sich fetzen. „Er glaubt uns nicht, dass wir glücklich sind“, erkennt die junge Mutter (rollenrichtig: Miriam Kohler) zwischen Erziehungs- und Beziehungsstress. Während der „Kleine“ im Hintergrund seiner ach so heiligen Dreikopf-Familie dem Stofftier-Flusspferd fast die Augen auskratzt.
„Vater Mutter Geisterbahn“ heißt diese bitterbös gelungene Eigeninszenierung des Gostner Hoftheaters. (…) Ins Fegefeuer der Kinderhöhle, respektive Hölle, führt sie psychologisch frech hinein. (…)
Die Inszenierung lotet die Schluchten zwischen pädagogischem Anspruch und brachialer Wirklichkeit des Elterndaseins erbarmungslos aus.
„Papa hat gesagt, du bist tot“ erklärt Otto dann zum Beispiel seiner Mutter, die nach einer Auszeit zu Mann (gnadenlos gut: Gerd Beyer) und Kind zurückgekehrt ist. Um erneut in der bürgerlichen Baugrube eines Beziehungsgeflechts zu landen, in der Eltern, statt direkt miteinander zu sprechen, über die Ausweichkampfstätte der Kindererziehung kommunizieren.
Wen wundert`s, wenn Otto alsbald noch am Klarsten sieht. Während seine Eltern sich in hasenköpfige Zwergriesen verwandeln, nachdem der Sohn das Haus verlässt.
„Das ist Liebe“, heißt es dann: „Gemeinsam Gespenster sehen (…).“
Nürnberger Abend Zeitung

„Akademiker in Deutschland tun sich schwer mit dem Kinderkriegen schwer. Wer die Eigenproduktion „Vater Mutter Geisterbahn“ unter der Regie von Maya Fanke im Gostner Hoftheater sieht, weiß auch, warum Erziehung, Karriere, Selbstverwirklichung – alles drei auf einmal geht in Martin Heckmanns Stück nun wirklich nicht. (...) Man blickt vermeintlich hinein in den Alltag einer Familie. Und doch passt die Perspektive nicht: Stühle, Teller, Waschbecken, alles hat Spielzeug-Format (Bühne: Wolfgang Menardi) In Wirklichkeit ist hier nämlich nichts stinknormal, sondern ziemlich aus den Fugen. Die kleine Familienwelt hat für alle Beteiligten an diesem Projekt Gefängnis-Charakter. (…) Regisseurin Maya Fanke inszeniert Martin Heckmanns 2011 uraufgeführtes Stück als flotte Farce und kann sich voll auf ihre hervorragenden Schauspieler verlassen, mit deren Hilfe sie die (irr)witzigen, satirischen Elemente zur Freude des Publikums auskostet, aber der Doppelbödigkeit des Textes zugleich genügend Raum gibt, sich zu entfalten. (…)“
Nürnberger Nachrichten